16.06.2022
Ergebnisse der Frühjahrssynode 2022 der Reformierten Kirche Baselland.
Am Mittwoch, 15. Juni 2022 traf sich die Synode der
Evangelisch-reformierten Kirche Baselland (ERK BL) zu ihrer regulären
Frühjahrssitzung in der Kirchgemeinde Münchenstein. Zum ersten Mal in der
laufenden Amtsperiode konnte zu Beginn wieder ein Gottesdienst gefeiert werden,
so wie das vor der Pandemie üblich war. Dem Bericht zur Vision, zur Strategie und
zu den Legislaturzielen 2022-2025 des Kirchenrats sowie weiteren auf die
Zukunft ausgerichteten Geschäften galt ein Grossteil der Aufmerksamkeit der
Tagung. So beschlossen die Synodalen das Projekt und Projektkosten von 35'000.-
für die Erarbeitung eines ökumenischen Konzepts zur Seelsorge im Alter. Des
Weiteren verabschiedeten sie die synodalen Reglemente zur Rekurskommission und
zur Ombudsstelle und wählten deren Mitglieder und Beauftragte. Der
Jahresbericht 2021 und die Jahresrechnung 2021 wurden einstimmig genehmigt. Die
Jahresrechnung schloss dank einmaliger Effekte positiv ab und erlaubt diverse
Fonds-Einlagen. Diverse weitere Wahlgeschäfte rundeten die Frühjahrssynode
ab.
Die Frühjahrsynode begann mit einem von Pfarrer Markus Perrenoud
gestalteten Gottesdienst in der Dorfkirche St. Bartholomäus. Er predigte zum
Gleichnis des barmherzigen Samariters (Lukas 10, 25-37), das in der Kirche auch
auf einem wunderbaren Glasfenster abgebildet ist. «Die Geschichte des
barmherzigen Samariters führt uns vor Augen, dass es zwischen unseren
Überzeugungen und unserem Handeln teilweise grosse Unterschiede gibt. Oftmals
sind wir gefangen in unserer Angst, in starren Konventionen oder auch in einer
Schein-Realität.» Es sei deshalb wichtig, dass man sich im Innersten berühren
lasse, so wie das der barmherzige Samariter getan habe. «Denn wenn Herz und
Hand in Einklang sind, dann kann ein kleines Wunder geschehen.»
Zu Beginn der Synode überbrachten Jeanne Locher-Polier, Gemeindepräsidentin von Münchenstein, sowie Myrta Weihrauch, Präsidentin der Kirchenpflege der Kirchgemeinde Münchenstein, Grussworte. Jeanne Locher-Polier hat selber einen engen Bezug zur römisch-katholischen Kirche. Sie ist überzeugt: «Für die Zukunft braucht es noch mehr Zusammenarbeit und Synergien zwischen den Kirchen. Und wir haben noch Luft nach oben, um die grosse Arbeit, welche die Kirchen und ihre vielen Freiwilligen leisten, den politischen Gemeinden zu zeigen.»
Routinegeschäfte,
aber kein Routinejahr
Nach der Anlobung der neuen Synodalen Rita
Schaffner, Kirchgemeinde Oltingen-Wenslingen-Anwil, wies Synodepräsidentin
Andrea Heger auf diverse Änderungen aufgrund der neuen gesetzlichen Grundlagen
hin, die auf Anfang Jahr in Kraft getreten sind, und führte
zügig durch die ersten Traktanden. Zu den Routinegeschäften der Frühjahrssynode
gehören Jahresbericht und Rechnung. «Auch wenn der Jahresbericht ein
Routinegeschäft ist, so war wie schon 2020 auch das Jahr 2021 aufgrund der
Corona-Pandemie kein Routinejahr. Sondern ein Jahr gezeichnet von der Sorge ums
gesellschaftliche Wohl, der Sorge um die Leistungsfähigkeit im Gesundheitswesen
und der Sorge um junge Menschen, die grosse Mühe hatten mit den Auswirkungen
der Pandemie», sagte Kirchenratspräsident Christoph Herrmann. Und doch sei 2021
auch geprägt gewesen vom «Sorge tragen füreinander» – dem Motto des Jahresberichts 2021. Dieser wurde von
den Synodalen einstimmig genehmigt.
Auch die Rechnung 2021 wurde nach einer kurzen Einführung durch
Kirchenrätin Sandra Bätscher und einem Votum von Dieter Hofer, Präsident der
Finanzprüfungskommission, einstimmig genehmigt. Die Jahresrechnung weist über
alle drei Rechnungen einen Überschuss von 235'262.36 aus (budgetiert war ein
Verlust von 64'300.00 / Vorjahr 837'441.49).
«Dank des besser als erwarteten Jahresabschlusses konnten grössere
nicht budgetierte Fondseinlagen vorgenommen werden. Das ist eine Vorsorge für
die Zukunft, wenn das Finanzsystem sich ändert», sagte Kirchenrätin Sandra
Bätscher.
Ein
Dreiklang für die Zukunft
Kirchenratspräsident
Christoph Herrmann präsentierte die Vision, die Strategie und die Legislaturziele des
Kirchenrats für die aktuelle Amtsperiode. «Wir können nicht nur in Legislaturen
denken, sondern müssen einen längeren Zeit-Horizont ins Auge fassen. Deshalb
kommen zu den Legislaturzielen eine Vision und eine Strategie hinzu. Die Vision
des Kirchenrats beschreibt einen noch nicht erreichten Idealzustand und die
Strategie ist der Weg auf diese Vision zu.» Dieser Dreiklang sei das
Arbeitsinstrument des Kirchenrats und diene zudem der Transparenz und
Kommunikation nach aussen. Drei
Handlungsfelder hob Christoph Herrmann in seiner Präsentation besonders hervor:
Erstens, der Mangel an Personen, die einen kirchlichen Beruf ausüben können und
wollen, nimmt zu. Das betrifft Pfarrpersonen, sozialdiakonische Mitarbeitende
und Religionslehrpersonen. Bis 2029 werden zwei Drittel aller heute aktiven
Pfarrpersonen und Religionspersonen im Baselbiet in Pension gehen. Zu wenig Neue
kommen nach. Auch die Suche nach Menschen, die sich für Ämter oder als
Freiwillige zur Verfügung stellen, gestaltet sich immer schwieriger. Das sei
nicht nur im Baselbiet so, sondern betreffe die ganze Schweiz. Deshalb werden
auch gesamtschweizerisch verschiedene Dinge ins Auge gefasst: die Überprüfung
der Attraktivität kirchlicher Berufe, die Überprüfung der Attraktivität der
Ausbildung für kirchliche Berufe und die Herausforderung der Kommunikation
dessen, wofür wir als Kirche einstehen und was wir glauben.
Als zweites wichtiges Handlungsfeld identifizierte Christoph Herrmann die diakonischen Projekte, die in den vergangenen Jahren nicht so sehr ein Thema waren. Dies auch aufgrund der notwendigen Ausfinanzierung der Pensionskasse. «Nun müssen wir wieder neue Gebiete erspüren, wo wir als Kirche unseren Beitrag leisten können.» Herauskristallisiert haben sich folgende Schwerpunkte: ein ökumenisches Seelsorgekonzept für das Alter, die Zusammenarbeit beim Thema Palliative Care mit dem Roten Kreuz BL und die Prüfung einer kantonalkirchlichen Diakoniestelle. «Diakonische Projekte sind dadurch begründet, dass wir als Kirche den Auftrag haben, das Evangelium in Tat und Wort zu verkündigen.»
Ein dritter Arbeitsschwerpunkt für den Kirchenrat bleibt die kirchliche Gesetzessammlung. Nach der Totalrevision von Kirchenverfassung, Kirchenordnung und Finanzordnung stehen nun noch die Überarbeitung der Personal- und Besoldungsordnung und die Erarbeitung weiterer Reglemente an. Diese Aufgaben werden den Kirchenrat, aber auch die Synode und die Kirchgemeinden noch intensiv beschäftigen.
Ökumenisches
Projekt Seelsorge im Alter
Die Zahl der über 80-Jährigen wird sich in den nächsten 30 Jahren
verdoppeln. Die Zuwendung zur Seele im Prozess des Älterwerdens und Sterbens
ist deshalb wichtig, wo immer dieses Lebensstadium auch stattfinden mag – ob
räumlich konzentriert in einer Alters- und Pflegeinstitution oder zu Hause in
der gewohnten Umgebung. «Die psychosoziale und spirituelle Begleitung wird aber
oftmals nicht beachtet und die Kirchen sind bei der Erarbeitung von
Versorgungskonzepten (noch) nicht genügend eingebunden. Es gibt keine
institutionalisierte ökumenische Zusammenarbeit, sondern Seelsorge wird
aktuell von Gemeindepfarrpersonen wahrgenommen», beschreibt Kirchenrätin
Cornelia Hof die Ausgangslage, die der Spurgruppe der Römisch-katholischen (RKLK
BL) und der Evangelisch-reformierten (ERK BL) als Basis diente, um die Thematik
zu analysieren und ein Projekt auszuarbeiten. Die Spurgruppe kam zum Schluss,
dass es in Zukunft vermehrt zu interdisziplinärer Zusammenarbeit kommen
wird und stellte den Projektantrag zur Erarbeitung eines Konzepts «Seelsorge im
Alter». Für die weitere Ausarbeitung des Konzepts sind 70'000.-
veranschlagt, welche je hälftig von RKLK BL und ERK BL getragen
werden sollen. Die ökumenische Projektorganisation sieht eine mögliche Umsetzung
des Konzepts ab 2025 vor. «Das Projekt kommt allen älteren Menschen im Kanton
zu Gute, unabhängig von Konfession und Herkunft. Wir wollen unseren
gesellschaftlichen Auftrag als Kirchen wahrnehmen», sagte Kirchenrätin Cornelia
Hof abschliessend. Die Synodalen genehmigten einstimmig das Projekt und die
vorgesehen Projektkosten von 35'000.- für die ERK BL.
Synodale
Reglemente für Rekurskommission und Ombudsstelle / Wahlen
Gemäss der neuen Kirchenverfassung und Kirchenordnung, die seit
1.1.2022 in Kraft sind, werden sich die Abläufe im Rekurswesen und die Abläufe
bezüglich der Ombudsstelle gegenüber der ehemaligen Verfassung ändern. Ziel der
Erneuerungen war es, die Rekursgremien und die Ombudsstelle als ungebundene und
unparteiische Instanzen unabhängig von den gesetzgebenden und ausführenden Organen auszugestalten. Der Kirchenrat entfällt inskünftig in
Bezug auf seine heutige Funktion in Beschwerdeangelegenheiten. Die Verfahren
und die Zusammensetzung erhielten ebenso Änderungen. Synodepräsidentin Andrea
Heger legte im Namen des Synodevorstand die neu ausgearbeiteten Reglemente für
die Rekurskommission und die Ombudsstelle vor. Diese wurden nach wenigen
Rückfragen grossmehrheitlich, resp. einstimmig (bei wenigen Enthaltungen)
genehmigt. Auch die beiden Mitglieder für die Rekurskommission, Annette
Burger-Frey und Irène Endress-Schmidt, sowie der Beauftragten für die
Ombudsstelle, Peter Affolter, wurden einstimmig gewählt. Sie nehmen ihre Arbeit
per 1. Juli 2022 auf.
Zum Abschluss wählte die Synode Pfarrkonventspräsidentin Sibylle Baltisberger-Zeier einstimmig (bei 9 Enthaltungen) als Delegierte der ERK BL in die Synode der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz. Ein von der GPK eingebrachter Antrag auf Nichteintreten auf die Wahl wurde zuvor von den Synodalen grossmehrheitlich abgelehnt.
Die Synode-Beschlüsse in Kürze:
.//. Vision,
Strategie und Legislaturziele 2022-2025 des Kirchenrats: einstimmig zur
Kenntnis genommen
.//.
Protokoll der Synode vom 19.
November 2021: mit wenigen Änderungen einstimmig genehmigt
.//. Jahresbericht 2021 (Amtsbericht des
Kirchenrats): einstimmig genehmigt
.//. Rechnung 2021: einstimmig genehmigt
.//. Projekt und
Projektkosten von 35'000.- für die Erarbeitung eines ökumenischen Konzepts zur
Seelsorge im Alter: einstimmig genehmigt
.//. Synodales Reglement Rekurskommission
und Honorarregelung: grossmehrheitlich genehmigt
.//. Synodales Reglement Ombudsstelle und
Honorierung: einstimmig genehmigt
.//. Wahlen:
a) in die Rekurskommission:
- Annette Burger-Frey, als
Ordentliches Mitglied, einstimmig gewählt
- Irène Endress-Schmidt, als
Ersatzmitglied, einstimmig gewählt (1 Enthaltung)
b) in die Ombudsstelle:
- Peter Affolter, Beauftragter
für die Ombudsstelle, einstimmig gewählt
c) als Delegierte der ERK BL in die Synode EKS:
- Pfrn. Sibylle
Baltisberger-Zeier, einstimmig gewählt (9 Enthaltungen)
d) als Synodalprediger:
- Synodalprediger: Pfr. Frank Lorenz, Offene Kirche Elisabethen,
einstimmig gewählt
- Stv. Synodalprediger: Pfr. Ingo Koch, Kirchgemeinde
Aesch-Pfeffingen, einstimmig gewählt (1
Enthaltung)
2023 © Evangelisch-reformierte Kirche Basel-Landschaft +41 61 926 81 81